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Unternehmen punkten mit Fahrradfreundlichkeit

Warum sich Ubisoft Blue Byte, ebm-papst und PHAST für das Radfahren engagieren.

Foto: Daniel Krason/Fotolia

Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, verhält sich gesundheits- und umweltbewusst. Laut einer Studie führt moderate körperliche Bewegung auf dem Weg zur Arbeit im Durchschnitt zu einem Drittel weniger Krankheitstage bei den Mitarbeitern. Die Kombination von Mobilität und Gesundheit durch das Fahrradfahren, dieser Ausgleich zur Bürotätigkeit, nutzt somit nicht nur den Arbeitnehmern selbst – sondern auch ihren Arbeitgebern: weniger Krankheitstage, mehr Fitness und Zufriedenheit.

Bewegung in den beruflichen Alltag integrieren

Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, mindestens 150 Minuten pro Woche im Alltag körperlich aktiv zu sein. Wichtig dabei ist, sich regelmäßig und moderat in Blöcken von mindestens 10 Minuten zu bewegen, damit die gesundheitlichen Vorteile auch greifen. Ein Schlüsselfaktor ist dabei laut WHO die Integration der körperlichen Aktivität in den Alltag, um so gesunde Verhaltensmuster zu entwickeln und zu pflegen. Insbesondere für Menschen, die im Büro arbeiten und viel dabei sitzen. Eine sehr gute Möglichkeit ist, den Weg zur Arbeit und später wieder nach Hause für eine solche körperliche Betätigung zu nutzen, zum Beispiel indem man diesen Weg per Fahrrad zurücklegt. Das wäre dann zweimal am Tag regelmäßig und in den Alltag integriert eine gesunde Fortbewegung.

"Daher bietet ein aktiver Arbeitsweg die ideale Möglichkeit, gesundheitsförderndes Verhalten in den Alltag zu integrieren", heißt es in einer Studie von Juliane Kemen (Mobilitätsforscherin an der Goethe-Universität Frankfurt) in Zusammenarbeit mit der Mobilitätsberatung EcoLibro, die der Frage nachging: "Welchen Einfluss hat die Wahl des Verkehrsmittels auf dem Arbeitsweg auf die Gesundheit Berufstätiger?" Die Erkenntnisse dieser Studie zeigen sowohl Kommunen als auch Unternehmen die Möglichkeit auf, die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter signifikant und dauerhaft zu verbessern.

Vorteile der "intelligenten Mobilität"

Auch in der kalten Jahreszeit hat das Fahrradfahren zur Arbeit seine Vorteile. Die Bewegung draußen und der Ausgleich zur bewegungsarmen Bürotätigkeit machen den Körper widerstandsfähiger – natürlich neben gesunder Ernährung und anderen Dingen. Während im Winter tendenziell noch mehr Leute das Auto nutzen und damit auch mehr Staus entstehen können, tut man sich – wenn die Entfernung zur Arbeitsstätte nicht zu groß ist – mit dem Fahrrad etwas Gutes.

Ein wichtiger Aspekt für Arbeitgeber: Gut ausgebildete Fachkräfte sind begehrt und am Arbeitsmarkt nicht leicht zu finden. Da ist es hilfreich, im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern ein möglichst positives Image zu pflegen und zusätzliche Anreize für Fachkräfte zu bieten. Die EU-weite Zertifizierung als "fahrradfreundlicher Arbeitgeber" ist ein solches Image-Plus und kann bei der Personalsuche hilfreich sein. Es zeigt: Hier ist ein Arbeitgeber, der sich Gedanken macht, der gesundheitsfördernden (und umweltfreundlichen) Initiativen gegenüber aufgeschlossen ist, der seinen Mitarbeitern entgegenkommt.

Vorteile bei der Suche von qualifiziertem Personal

"Wir versprechen uns davon, dass unser langjähriges Engagement für das Radfahren durch dieses Zertifikat noch besser sichtbar wird und sich somit bei der Rekrutierung von Personal, bei der Motivation und Gesundheit der Mitarbeiter positiv auswirkt", sagt Amelie Bittenbring, Gesundheitsbeauftragte bei der PHAST GmbH in Homburg. Das Unternehmen ist Spezialist für Qualitätssicherung bei Pharma-Produkten und der erste saarländische Arbeitgeber, der kürzlich mit dem Zertifikat ausgezeichnet wurde. "Etwa 15 Prozent unserer Mitarbeiter kommen – zumindest gelegentlich – mit dem Rad zur Arbeit" erzählt Bittenbring. "Wir unterstützen seit Jahren zudem auch andere sportliche Aktivitäten wie Yoga, Pilates, Schwimmen, etc. Und schon seit 2009 zahlt PHAST Mitarbeitern, die mit dem Rad zur Arbeit kommen, eine kleine Prämie."

Radverkehrsförderung – Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements

Ein anderes Beispiel ist das Unternehmen ebm-papst in Landshut, das rund 1.100 Mitarbeiter beschäftigt und sich im April 2014 erstmals hat zertifizieren lassen. "Die Fahrradfreundlichkeit im Unternehmen ist elementarer Bestandteil unseres betrieblichen Gesundheitsmanagements", erklärt Personalleiter Kai Gebhardt. "Die Fehlzeitenquote unserer JobRad-Nutzer liegt mit 3,67 Prozent deutlich unter den 5,94 Prozent der übrigen Mitarbeiter. Mit der Zertfizierung können wir unsere vielfältigen Aktivitäten in der betrieblichen Radverkehrsförderung sowohl unseren Mitarbeitern als auch der interessierten Öffentlichkeit – Bewerber, Kommune, etc. – deutlich machen." Anhand der ADFC-Kriterien hätten sich schon bei der Bearbeitung der Detailfragen Anregungen ergeben, wie das Unternehmen – oft ohne größeren finanziellen Aufwand – seine Fahrradfreundlichkeit verbessern kann. "Der Radverkehrsanteil ist seit der intensiven Bearbeitung dieses Themenfeldes spürbar gestiegen", so Gebhardt. "Wir haben seit 2013 weit über 300 Fahrrad-Leasingverträge abgeschlossen und die Zahl der Fahrradabstellplätze auf dem Werksgelände deutlich erhöht."

ADFC unterstützt mit Beratung und Zertifizierung

Seit 2005 schon unterstützt der ADFC Unternehmen dabei, Mitarbeitern den Arbeitsweg per Rad zu erleichtern. Vor einem Jahr nun hat der Verband sein Programm über die deutschen Grenzen hinaus internationalisiert. "Mit der Zertifizierung kann ein Unternehmen beim betrieblichen Gesundheits-, Umwelt- und Mobilitätsmanagement punkten und so sein Image positiv gestalten, insbesondere wenn es auch Dienstrad-Angebote macht", sagt ADFC-Programmleiterin Sophia-Maria Antonulas. Das Unternehmen könne sich so attraktiver für junge, gut ausgebildete Fachkräfte präsentieren. Ein Pluspunkt beim Problemthema Fachkräfte-Knappheit.

Aktive Belegschaft mit weniger Fehltagen

"Bei uns ist es besonders der Zuspruch der Mitarbeiter, der zeigt, dass sich unsere Initiative lohnt", erklärt Benedikt Grindel, Studioleiter und verantwortlich für dieses Thema bei Ubisoft Blue Byte. Der Spiele-Entwickler (u. a. "Die Siedler") war im September 2016 das erste Unternehmen in Düsseldorf, welches die Zertifizierung "Fahrradfreundlicher Arbeitgeber" erhalten hat. "Wir haben mehr Fahrradpendler als früher, und es zeigt sich einfach, dass in einer Großstadt wie Düsseldorf mit den langen allmorgendlichen Staus das Fahrrad ein viel effektiveres Verkehrsmittel ist als das Auto", so Grindel. "Bei uns wird vor allem am Schreibtisch gearbeitet, so dass neben der Umweltverträglichkeit auch der Gesundheitsaspekt eine Rolle spielt. Und wir stellen bereits fest, dass bei aktiven Fahrradfahrern die Zahl der Fehltage gesunken ist." Man habe schon vorher recht viele Fahrradpendler gehabt und wollte dies weiter verstärken. "Durch die Zertifizierung und die Beratung des ADFC sind wir auf einige Bereiche aufmerksam geworden, in denen wir uns verbessern konnten. Wir haben zusätzliche und bessere Stellplätze für Fahrräder in unserer Tiefgarage geschaffen und eine eigene Fahrrad-Flotte angelegt."

Text: Bernd Frank
Fotos: Daniel Krason/Fotolia